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Zehn Oscar-Nominierungen, platz 1 der US Charts: "1917" ist ein Zuschauer- und Filmpreismagnet gleichermaßen. Wir sprachen mit Autor und Regisseur Sam Mendes geraume Zeit vor dem Wirbel.

Alle Infos zum Film: 1917

Don't Cut it

Nach "Jarhead – Willkommen im Dreck", ein Drama über zwei amerikanische Scharfschützen im Golfkrieg, befasst sich Sam Mendes in "1917" zum zweiten Mal mit den menschlichen Auswirkungen des Krieges. Bei der Frage nach der effektivsten Umsetzung half dem Briten mit Wahlheimat USA sicher ein anderes seiner Werke. Der James Bond-Film "Spectre" beginnt mit einer vierminütigen, ungeschnittenen Sequenz. Sein aktuelles Weltkriegsdrama sollte ebenso gestaltet daherkommen, geht es doch um einen Wettlauf gegen die Zeit: Zwei britische Soldaten müssen ein Kilometer entferntes Bataillon vor einer Falle der Deutschen warnen. Technisch ist der einzige Weg, einen Brief zu überbringen. Zu Fuß. Auf dem Höhepunkt der Feindseligkeiten. Quer durch Kriegsgebiet.

Sam Mendes, zur Zeit des Ersten Weltkriegs gab es wenig Aufzeichnungsmöglichkeiten. Die Soldaten hüllten sich zudem meist in Schweigen, wenn man sie nach ihren Erlebnissen an der Front fragte. "1917" wirkt dennoch extrem gut recherchiert.

Mendes: Es war mein Großvater, der mir viele Geschichten über diese Zeit erzählt hat. Damals erst siebzehn Jahre alt, diente er im Ersten Weltkrieg. Das war zwischen 1916 und 1918. In seinen Erzählungen ging es jedoch nie um Heldentum. Er redete immer nur davon, wie prekär die Situation war und wie sehr sein Überleben von Zufällen abhing.

Also war es keine Effekthascherei, dass Sie "1917" als One Take-Movie präsentieren wollten?

Mendes: Ich dachte, es wäre eine kühne Idee, den Film ungeschnitten erscheinen zu lassen. Dass das einen Sog ausüben könnte, dem sich der Zuschauer nicht entziehen kann. (…) Auf diese Art lässt sich erahnen, was es heißt, in kurzer Zeit ein schier unmögliches Ziel erreichen zu müssen.

Auch als Co-Drehbuchautor waren Sie da sicher gefordert?

Mendes: Ich hatte eine feste Regel. Sie lautete: Wenn ich das Gefühl habe, man müsste hier oder da schneiden, dann ist das Drehbuch falsch geschrieben. Also straffte ich nach Leibeskräften und fügte immer neue Details ein.

Schon heute (das Interview fand im Dezember 2019 statt, Anm. der Redaktion) halten die Filmkritiker, darunter ich, ihren Film für einen potentiellen Oscarkandidaten.

Mendes: Ehrlich? Davon habe ich noch gar nichts gehört.

Stimmt aber.

Mendes: Wenn dem tatsächlich so ist, möchte ich sagen, dass ich „1917“ für mein Publikum gemacht habe. Genau das ist auch der Grund, weshalb ich jetzt mit Ihnen von der KINO NEWS hier in Berlin spreche. Ich meine, der Film ist etwas für die breite Masse und möglichst viele sollten ihn sich anschauen. Wenn Filmpreise dabei helfen, dass mehr Leute ins Kino gehen, um meinen Streifen zu sehen – großartig!

Sam Mendes, vielen Dank für das interessante Gespräch. Viel Erfolg mit diesem unglaublichen Film.

Unser Glückwunsch mag geholfen haben: Bis Redaktionsschluss konnte 1917 schon 132 Award-Nominierungen und 72 Filmpreise verbuchen. Darunter zwei wichtige Golden Globes: "Bester Film – Drama" sowie "Beste Regie".

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